2003 Cornelio Sommaruga

Am 29. Dezember 1932 als Sohn Schweizer Eltern in Rom geboren. Studium der Rechte in Zürich, Paris und Rom, 1957 Promotion zum Dr. iur. der Universität Zürich. 1957 bis 1959 Tätigkeit im Bankwesen, ab 1960 im Bundes-dienst, zunächst im Eidg. Politischen Departement (heute Eidg. Departement für Auswärtige Angelegenheiten EDA), ab 1976 im Bundesamt für Aussenwirtschaft (BAWI), u.a. als Delegierter des Bundesrates für Handelsverträge. 1984 bis 1986 Staatssekretär für Aussenwirtschaft. 1987 bis 1999 Präsident des Internationalen Komittees vom Roten Kreuz (IKRK). Nach seinem Ausscheiden Übernahme vielfältiger Aufgaben im humanitären Bereich: Ehrenmitglied des IKRK, Mitglied der Studiengruppe zu den Friedensoperationen der Vereinten Nationen, Präsident des Internationalen Zentrums für humanitäre Minenräumung (GICHD) in Genf, Präsident der Karl-Popper-Stiftung (Schweiz) und Mitglied des Stiftungsrats des Open Society Institute in Budapest. 2002 wurde er Präsident der International Association of Initiatives of Change in Caux. Cornelio Sommaruga ist Ehrendoktor verschiedener Universitäten und Träger mehrerer Auszeichnungen und Preise.

In Würdigung seines Einsatzes zur weltweiten Beachtung des humanitären Völkerrechts, zum Schutz von Opfern von Gewaltkonflikten und zur Förderung der Erziehung zur Achtung der Würde des Menschen.

Laudatio

Daniel Thürer

Herr Präsident, Herr Laureatus, meine verehrten Damen und Herren — «Grüssgott, benvenuti, bienvenus», würde Cornelio Sommaruga sagen. Wir sind heute an der «Universitä della Svizzera Italiana» versammelt, um einen Mann zu ehren, der uns nahesteht und an den wir hinaufschauen, Bürger der Stadt Lugano (cittadino di Lugano), Bürger des Kantons Tessin (cittadino del Canton Ticino), Bürger unseres Landes (cittadino della Svizzera), Bürger der Welt (cittadino del mondo): Cornelio Sommaruga.
Ich habe das Privileg erhalten — vielleicht als Mitglied des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), wohl aber auch als «quivis ex populo» —, aus diesem Anlass einige Gedanken mit Ihnen zu teilen. Zwei Themen möchte ich berühren: das Feld des Humanitären und die Rolle des Laureaten als Präsident des IKRK und dann die Rolle Sommarugas als Bürger, als «cittadino».

Beginnen wir mit dem ersten Aspekt. Ich bin Cornelio Sommaruga zum letzten Mal vor einigen Wochen in Thailand begegnet. Es fand in Bangkok die vierte Folgekonferenz zur Verifizierung der Einhaltung der Ottawa-Konvention statt. Cornelio Sommaruga war als IKRK-Präsident massgeblich an der Entstehung der Konvention beteiligt, die ein totales Personenminen-Verbot vorsieht, und er wohnte der Konferenz in Bangkok nunmehr als Präsident des Internationalen Zentrums für humanitäre Minenräumung in Genf bei — wie immer voll präsent, energiegeladen. Am Rande der Konferenz begab ich mich mit meinem Kollegen aus Bangkok in die Universitätsbuchhandlung. Dort stiess ich auf ein Büchlein von Mark Twain, das ich auf dem Heimflug las, das mich tief beeindruckte, das in unseren Kontext passt und dessen Inhalt ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.
Der Titel lautet «The War Prayer». Mark Twain wollte das Buch zu Lebzeiten nicht publizieren. Er habe, sagte er, darin die ganze Wahrheit gesagt, und nur Tote könnten in dieser Welt die Wahrheit sagen. Erst nach seinem Tode solle sein Buch veröffentlicht werden, sagte er. Worum ging es? Die USA standen — wir zählten das Jahr 1899 — vor der Eröffnung des Krieges in den Philippinen. In der Seele der Amerikaner brannte die Flamme des Patriotismus. Wir befinden uns in einer kleinen Stadt in Mississippi. Trommeln wirbelten, Musikkorps spielten. In jeder Hand und von den Dächern und Balkonen in den langen Strassen flatterten die Fahnen: eine bunte Viel-falt, die die Sonne verdeckte.
Es kam der Sonntagmorgen, der Tag, bevor die Batallione an die Front geschickt wurden. Die Leute strömten in die Kirche. Die Freiwilligen waren da mit ihren Eltern, Brüdern, Schwestern und Sweethearts, ihre jungen Gesichter erfüllt mit kriegerischen Träumen: Visionen des Vor-marsches, der blitzenden Säbel, der Furcht des Feindes, des Tumults, der Schwaden von Rauch, der kühnen Verfolgung, der Kapitulation. Da gab es auch den Traum von der Heimkehr aus dem Krieg: die gebräunten Helden, bewundert, sitzen — so die romantische Imagination — im Kreis der Ihren, die stolz und glücklich sind, beneidet von jenen, die keine Söhne oder Brüder hatten, die ins Feld der Ehre geschickt wurden. Der Gottes-dienst schritt voran. Es wurde ein kriegerisches Kapitel aus dem Alten Testament verlesen, die Orgel brauste, Predigt. Da betrat plötzlich ein Fremdling die Kirche und bewegte sich mit langsamen, geräuschlosen Schritten durch das Schiff, seine Augen auf den Pfarrer fixiert. Der Geistliche sprach mit geschlossenen Augen sein Gebet und beschloss es mit dem Aufruf: «So segne unsere Truppen, gewähre uns den Sieg, unser Herr und Gott, Vater und Beschützer unseres Landes und unserer Flagge.»
Der Fremde berührte den Pfarrer, schob diesen zur Seite und nahm seinen Platz ein. Dann richtete er mit tiefer Stimme die folgenden Worte an die Gemeinde: «Ist dies ein Gebet? Nein, es sind zwei, das eine ausgesprochen, das andere nicht. Ihr habt das Gebet eures Pfarrers gehört, das ausgesprochene. Ich habe den Auftrag, den anderen Teil in Worte zu fassen». «Gott Vater» — so lautete das nunmehr verkündete zweite Gebet — «hilf uns, die Soldaten des Feindes mit unseren Waffen in blutige Stücke zu zerschlagen. Hilf uns, ihre bescheidenen Häuser mit einem Wirbelsturm des Feuers zu zerstören. Hilf uns, sie obdachlos zu machen mit ihren kleinen Kindern.
Gott, zerstöre ihre Hoffnungen, zerschmettere ihre Leben, mach schwer ihren Schritt, ertränke ihren Weg in ihren Tränen. Wir wollen dies aus dem Geiste der Liebe, von ihm, der die Quelle ist der Liebe, und wir suchen seine Hilfe mit bescheidenen Herzen. Amen.» Nach einer Pause: «Ye have prayed it; if ye still desire it, speak!» Und das Buch schliesst mit dem Satz: «lt was believed afterwards, that the man was a lunatic, because there was no sense in what he said.» Ein zweites Beispiel könnte genannt werden, um Sie geistig in die Situation des Krieges zu versetzen, mit dessen Phänomen wir uns hier befassen. Ich denke an Bertrand Russell, der in seiner Autobiographie beschrieb, wie er den Ausbruch des Ersten Weltkriegs erlebte. Er befand sich in Cambridge, wo er mathematische Logik lehrte. Es herrschte Unruhe in den Colleges, nachdem die Nachricht von der Kriegseröffnung eingetroffen war. Der Ökonome John Maynard Keynes eilte — so lesen wir — über den Hof von «Trinity», um so bald wie möglich per Motorrad nach London zu gelangen, wo er die Regierung beraten sollte. Russell selbst war Pazifist. Er erlebte die Leidenschaft seiner Landsleute für den Krieg, wie sie in den Strassen von London plötzlich aufbrach, und sah sich gezwungen, seine Ansichten über die menschliche Natur grundlegend zu revidieren:
«Bis dahin hatte ich geglaubt» — schrieb er —, «es sei durchaus normal für Eltern, ihre Kinder zu lieben; der Krieg überzeugte mich davon, dass dies eine seltene Ausnahme ist. Ich hatte geglaubt, dass die Leute Geld mehr als fast alles liebten, aber ich entdeckte, dass ihnen Zerstörung noch lieber ist. Ich hatte angenommen, dass Intellektuelle meistens die Wahrheit lieben, doch ich fand wiederum, dass kaum zehn Prozent von ihnen die Wahrheit der Popularität vorziehen.» Und: «Nachdem ich Truppenzüge von Waterloo Station hatte abfahren sehen, hatte ich merkwürdigerweise Visionen von London als einem irrealen Ort. In meiner Einbildung stürzten die Brücken ein und versanken, und die ganze grosse Stadt löste sich auf wie ein Morgennebel.»
Ich versuchte, meine verehrten Damen und Herren, Sie mental in die Situation zu versetzen, in der das IKRK wirkt und tätig ist.
Das IKRK bewegte sich — von seinem Inspirator Henri Dunant und seinem ersten Präsidenten General Guillaume-Henri Dufour an bis in die Gegenwart — im Kraftfeld des zweiten Gebets aus der Kirche in Mississippi; es befasst sich nicht mit den Menschen, die — vom Kriegsfieber erfasst — die Strassen von London säumten, sondern mit den Soldaten, nachdem sie die Waterloo Station verlassen hatten.
In der Entwicklung des IKRK und in der Reihe seiner Präsidenten nimmt Cornelio Sommaruga zweifellos eine ganz herausragende Stellung ein. Sommaruga selbst umschrieb in einem Vortrag, den er am 23. Mai dieses Jahres in Thonon gehalten hatte, seine Präsidialzeit wie folgt: «Ich hatte die — delikate, aber so stimulierende — Aufgabe, während fast 13 Jahren das IKRK zu präsidieren, was mir erlaubte, ausgestattet mit einem Budget von ca. 1 Milliarde Schweizerfranken und unterstützt von 12 000 Mitarbeitern, etwa in Kriegsgebiete zu gehen, um mich nicht nur mit unsern Delegierten und auch mit den verschiedensten «de jure»- und «de facto»-Autoritäten auch der höchsten Stufe zu unterhalten, sondern allen voran die Opfer zu treffen, Zeuge des menschlichen Leidens zu sein, das aus Konflikten hervorging, die Katastrophen zu beobachten, die durch einen wilden, illegalen Waffenhandel verursacht wurden, meist mit Hilfe von Kleinwaffen und terrestrischen Minen, mir Gedanken zu machen über die schwerwiegenden Fälle und Formen ethnischer Säuberungen, die Methoden der Unterdrückung von politischen Gegnern zu analysieren, die ökologischen Katastrophen wahrzunehmen, wie sie im allgemeinen vom Menschen selber verursacht wurden.»

Wie war, wie erlebte ich Cornelio Sommaruga als Präsident des IKRK? Ich möchte vier seiner Qualitäten hervorheben, die mich besonders beeindruckten: «Leadership», «Kommunikationstalent», «Initiativkraft» und «Abgrenzungsfähigkeit». — Ich habe Cornelio Sommaruga zunächst als einen Mann kennengelernt, der «Leadership» wahrnahm. Ein «Leader» ist mehr im Unternehmen involviert als ein «Patron», aber nicht so stark im Detail engagiert wie ein «Manager». Während der «Leader» bestrebt sein soll «to do the right thing», ist es Aufgabe des «Managers» «to do things right». Man kann zwar nicht sagen, dass Cornelio Sommaruga kleine Fragen des Alltags nicht interessierten: Er ärgerte sich, wenn Mitarbeiter am Sitz des IKRK ihre Autos undiszipliniert parkierten, wenn sie nur eine Minute zu spät zu einer Sitzung kamen oder wenn eine Pressemitteilung ungenau gefasst war. Er bedauerte es manchmal, keine administrativen Kompetenzen zu besitzen, aber er nahm seine strategischen Aufgaben immer voll wahr.

Er hat immer, wie mir scheint, mit Überlegenheit das Wichtige vom Unwichtigen unterschieden, die langfristig grossen Probleme von den kurzfristig dringlichen getrennt und die Philosophie vor die Mechanik gestellt. Er hat es stets vermocht, wo immer er war — in einem Spital in Afrika, beim Roten Kreuz in den USA, an einer Versammlung von Bürgern in einem Gasthaus der Innerschweiz, an einer Promotionsfeier der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich auf Zwinglis Kanzel, inmitten von Verhandlungen mit Ministern, Generälen, Rebellen, NGOs etc. —, die Leute um ihn herum zu motivieren, zu begeistern, zu bewegen, zu überzeugen durch seine Hingabe und seinen Einsatz, seinen «sense of mission», durch seine Präsenz, seine Spontanität und durch seine Dynamik.
Er war spontan, aber nicht ohne Methode und ohne System. Er war getrieben von einem inneren Ethos, das sein Telos war, er konzentrierte seine ganze Energie und seine ganze Leidenschaft auf dieses Ziel und ordnete dem Ziel entsprechend seine Prioritäten. So erinnere ich mich an Cornelio Sommaruga als impulsiven, d.h. Impulse vermittelnden «Leader» des IKRK.
Eng hiermit verbunden ist eine andere Eigenschaft, die ich an Sommaruga besonders bewunderte. Er ist ein Mann des Wortes. Er nannte sich selbst den «Chef-Kommunikator» des IKRK. Seine Sprache lebt, ist nicht «une langue de bois». Er vermochte aufzurütteln, an wen immer er sich wandte und welchen Mediums immer er sich bediente. Er hat die Öffentlichkeit rechtzeitig alarmiert, wenn dies geboten war. So wandte er sich unverzüglich an die Medien der Welt, als das IKRK Kunde von den Konzentrationslagern in Jugoslawien und von Akten der ethnischen Säuberung erhielt.
Ich erinnere mich, wie wir einmal bei einem Nachtessen über die Versäumnisse des IKRK im Zweiten Weltkrieg sprachen. Es war von der denkwürdigen Sitzung des Komitees im Hotel Metropol im Jahre 1942 die Rede, als die Mitglieder mehrheitlich eine öffentliche Anprangerung der Nazi-Verbrechen beschlossen, die dann aber, u.a. mit Rücksicht auf die Neutralitätspolitik der Schweiz, unterblieb. Im Fall der ethnischen Säuberungen in Jugoslawien aber und in der Folge auch in vielen anderen Fällen hat das IKRK in der Öffentlichkeit Klartext gesprochen. Dies traf jüngst auch etwa auf die Rügen durch unseren jetzigen Präsidenten Jakob Kellenberger betreffend Rechtsverfahren und Haftbedingungen in Guantánamo zu.

Neben «Leadership» und «Kommunikation» nenne ich eine dritte Stärke Sommarugas: diejenige, Initiativen zu ergreifen, vor allem auch auf dem Parkett der «humanitären Diplomatie».
Zu den vielleicht grössten Verdiensten Sommarugas gehörte es, gegen anfängliche Bedenken des «Hauses» ein massgeblicher Initiant und Urheber der Ottawa-Konvention zu sein, in der ein totales Verbot von Antipersonenminen stipuliert wurde. Die Konvention war ein grosser Erfolg: 45 Staaten haben sie bereits ratifiziert, und die für nächstes Jahr vorgesehene Review-Konferenz in Kenia wird die grossen Erfolge des Unternehmens klar zu Tage bringen. Ich erinnere mich an eine diplomatische Vorbereitungskonferenz in Wien, an der zunächst in einem Reigen von Regierungsvoten eine defensive, kleinliche Haltung vorherrschte. Die Stimmung änderte sich schlagartig, als — für das Protokoll diplomatischer Konferenzen unüblich — bereits am Mittag des ersten Tages der IKRK-Präsident das Wort erhielt. Sommaruga zeigte in einer Tonbild—Show drei Minenopfer aus Kambodscha — Grossvater, Vater und Sohn —, die als Zeugen des «Terrain» über ihre Verwundungen berichteten. Die Konferenz tauchte in ein anderes Licht. Die Realität des Leidens hatte die Konferenz der Diplomaten eingeholt. NGOs und die Medien, aber auch Regierungsvertreter und die Öffentlichkeit weltweit nahmen die hoffnungsvolle «message» auf. Ein Durchbruch war erzielt.
Eine vierte besondere Fähigkeit Cornelio Sommarugas ist es, wie mir scheint, Aktions- und Verantwortungsfelder klar gegeneinander abzugrenzen. Es sei falsch und folgenschwer — so wiederholte er unentwegt — «de confondre les genres». So sei es nicht die Aufgabe einer humanitären Organisation, die Ursachen (die «root causes») der Konflikte anzugehen. Das sei Aufgabe der politischen Akteure: der Staaten und der internationalen Organisationen, vor allem des UNO-Sicherheitsrates. Auch sei das IKRK nicht Richter: zur Beurteilung von Verletzungen des humanitären Völkerrechts und insbesondere von Kriegsverbrechen seien die staatlichen Gerichte und nunmehr auch die neu geschaffenen internationalen Straftribunale (die ad hoc-Tribunale für Ex-Jugoslawien und Ruanda und neu der International Criminal Court) zuständig, deren Etablierung das IKRK fachkundig und konstruktiv unterstützte, deren Jurisdiktion es sich aber nicht unterworfen hat. Für eine klare Unterscheidung der Verantwortungsbereiche ist eine klare Sprache, eine klare Terminologie unerlässlich; Sommaruga hat sich immer wieder gegen irreführende Wortprägungen und Begriffe gewandt.
So ist er insbesondere auch im Rahmen einer von der kanadischen Regierung eingesetzten, den Generalsekretär der UNO beratenden Kommission, aber auch schon vorher dafür eingetreten, dass das Wort «humanitäre Intervention» ausgeschaltet und durch «Responsibility to Protect» ersetzt werde und die Voraussetzungen solcher Massnahmen eine klare Definition erführen. Auch zwischen Menschenrechten und humanitärem Völkerrecht sollte eine Abgrenzung gefunden werden. Das IKRK ist als Hüter des humanitären Völkerrechts geschaffen worden. Seine Finalität liegt bei den Opfern. Dennoch ist der Bezug zu den Menschenrechten offensichtlich. Rony Brauman, früherer Präsident von «Médecins sans frontières», schrieb denn auch bedenkenswerterweise: «Une victime n'est jamais uniquement une victime, parce que aucun être humain peut être reduit à la somme de ses maux, réels ou supposés.»
Leadership, Kommunikationstalent, Initiativkraft und die Fähigkeit zur Definition von Sphären der Verantwortung bilden ein untrennbares Ganzes. All diese Eigenschaften kamen Cornelio Sommaruga in hohem Masse zu, fanden in ihm gleichsam eine Verkörperung. Ich wollte sie hier, so wie ich sie in Erinnerung habe, wenigstens andeutungsweise zur Darstellung bringen.

Und nun — viel kürzer — zu einem zweiten Feld: demjenigen des «citoyen», nachdem wir vom Feld des «humanitaire» gesprochen haben. Ich möchte mit einem Zitat von Carl Friedrich von Weizsäcker beginnen. Weizsäcker schrieb in seinem Buch über «Die Verantwortung der Wissenschaft im Atomzeitalter, das mir seinerzeit von der St. Gallischen Kantonsschule zur Erinnerung an die Matura überreicht wurde: «Ganz neue Zusammenhänge entdeckt nicht das Auge, das auf ein Werkstück gebeugt ist, sondern das Auge, das in Musse den Horizont absucht.» Das gilt für die Naturwissenschaften wie für die geistige Erfassung einer Zeit. Meine Frage ist: Gilt die Auf-forderung, mit Musse den Horizont abzusuchen, nicht auch für unseren Staat, unser Land, unsere Gesellschaft, vor allem auch für den Bürger? Ich denke an eine Sichtweise der Politik — Geschichte, Gegenwart und Zukunft — «in weltbürgerlicher Absicht», im Sinne Immanuel Kants. Ist nicht der Luganese, Tessiner und Schweizer Bürger Cornelio Sommaruga gerade auch der Prototyp eines Weltbürgers? Was können wir lernen? Wir stehen am Anfang eines neuen Jahrtausends. Wir brauchen — so sagte einmal Cornelio Sommaruga — «un nouveau type de monde». An die Seite der einzelnen Staaten mit ihren Regierungen treten komplexe Netzwerke von «governance». An die Stelle und zur Seite der staatlich-individuell und von den Staaten kollektiv gewährleisteten Systeme der militärischen Sicherheit tritt das neue, in einer UNO-Kommission unter der Leitung von Frau Sadako Ogata und Amartya Sen formulierte Konzept der «human security».
Was ist von uns gefordert? Wir sollen uns offen, schöpferisch und neugierig der sich rasch und tiefgreifend fortentwickelnden Welt zuwenden und die entstandenen Unsicherheiten auch als Chance anpacken, wir als Staat und als Bürger. Nur auf zwei Dinge möchte ich hinweisen: auf die besonderen innenpolitischen Stärken der Schweiz, die sie in ihre Aussenpolitik einbringen kann, und auf die besondere — so würde ich provokativ sagen — Berufung der Schweiz, ihre Aussenpolitik klar und entschieden am Recht, insbesondere am Völkerrecht zu orientieren.

Besinnen wir uns zunächst also auf unsere «Stärken» oder «Talente». Die Schweiz verfügt über einen grossen Reichtum an sozialem Kapital: einen vielfältig gegliederten Staat, den auch einzelne Körperschaften (Kantone, Städte, Gemeinden) nach aussen vertreten können, und sie beruht auf einer reichhaltigen «civil society» mit ihren Bürgern, Gesellschaften, Institutionen wie Universitäten, Kirchen, Unternehmen. All diese vielgestaltigen Akteure werden — vielleicht Korallenriffen vergleichbar — in unserem Zeitalter der Globalisierung in dem Masse sichtbar, in dem die Staatlichkeit zurückweicht, die sie vorher überdeckte. Dem wirtschaftlich-politischen Phänomen der Globalisierung entspricht aber — so mahnte hartnäckig und unablässig Cornelio Sommaruga — «une globalisation de responsabilité».
Wir sollen —so meine ich — die besonderen demokratischen, föderalistischen und zivilgesellschaftlichen «Talente» («Trümpfe»), die wir besitzen, erkennen und einbringen — wir sollen in ihrem Geist in Europa und weltweit partizipieren: sei dies politisch, wissenschaftlich oder kulturell, sei dies, um zur Prävention von Konflikten, zu deren Linderung oder bei der Konsolidierung des Friedens beizutragen. Wir sollen entdeckungsfreudig und dialogbereit sein und uns in einer immer kleiner werdenden Welt als gute, solidarische Partner und Nachbarn erweisen, als Staat und als Bürger. Cornelio Sommaruga — als Bürger von Lugano, Bürger des Tessins, Bürger der Schweiz und eben auch Weltbürger und früherer, sich am wirtschaftlichen Wohle der Bürger orientierender Staatssekretär für Aussenwirtschaft ist für mich ein überzeugendes und dynamisches Vorbild. Die Schweiz sollte, so bemerke ich zweitens, vermehrt die strikte Respektierung und die Fortentwicklung des Völkerrechts zum Massstab ihres aussenpolitischen Verhaltens machen. Entschiedenes Eintreten für «Rule of law» gehört auf die aussenpolitische Agenda des Kleinstaates Schweiz. So sollten wir z.B. — wie ich meine — als Staat und Bürger nicht schweigend übergehen, dass die USA illegal den Irak-Krieg vom Zaume brachen; dass Menschen völkerrechtswidrig in Guatánamo festgehalten sind; dass die von Präsident Bush verkündete Doktrin der «preemption» (d.h. auch der Zulässigkeit des präventiven Angriffs) die internationale Gemeinschaft zurück in den rechtlosen Zustand des Dschungels und der Herrschaft des Starken führt; dass Terrorismus zwar entschieden bekämpft werden muss, dies aber nicht vor allem mit militärischer Gewalt, sondern vielmehr mit den geeigneten Mitteln der flexiblen Zusammenarbeit zwischen den Ämtern, Diensten und Gerichten der Staaten und internationalen Institutionen — wobei Massnahmen zur Bekämpfung des Terrorismus sich nicht über die Grund- und Menschenrechte hinwegsetzen dürfen.
Wir sollen uns — ich meine Behörden und «civil society» — aussprechen «in weltbürgerlicher Absicht», und wir haben in der öffentlichen Meinung der USA eine Chance auf Resonanz, denn aus diesem Lande stammen ja viele der zivilisatorischen Errungenschaften, die wir erhalten wollen. Der Gedanke des «Rule of law» und dessen Beachtung bedeuten Stärke, und sie verbinden die amerikanische und die europäische Rechtstradition. Dabei wollen wir bedenken, dass der Einzelne etwas bewirken kann. Bertrand Russell, den ich eingangs erwähnte, sprach von der Notwendigkeit der stetigen «demokratischen Kontrolle» über die politische Macht, und er hatte unter dem Titel der «democratic control» in Cambridge eine Aktionsgruppe gegründet. Eine Devise Cornelio Sommarugas, die für mich wichtig ist, lautet: «Oui, nous devons en être conscients: L'individu peut être un puissant facteur de changement dans la société.» Und Cornelio Sommaruga glaubte immer an ein prinzipiengeleitetes Handeln.
Meine verehrten Damen und Herren: Ich bin unlängst mit meiner Familie aus den Ferien in Italien nach Hause zurückgekehrt und aus der weiten Poebene auf das Tessin und auf das Gotthardgebirge zugefahren. Ein Symbol: das Tessin als Übergang zwischen der weiten Fläche und dem schroffen Gebirge, das Tessin mit seinen — zum Teil von Not, zum Teil von Neugier getriebenen — Auswanderern und seinen vielen Zuwanderern, das Tessin als die Heimat der genialen Architekten und begabten Baumeister, das Tessin mit seiner sprachlichen, kulturellen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Offenheit, Leidenschaftlichkeit und Leichtigkeit. Kein Zufall, dass Cornelio Sommaruga Bürger von Lugano ist!
Ich schliesse, meine verehrten Damen und Herren, mit einem Dank und einer Gratulation: Ich danke der Preiskommission und dem Stiftungsrat der Stiftung Dr. J.E. Brandenberger für ihr treffliches Urteil und die ausgezeichnete Wahl. Und ich gratuliere dem auserkorenen Preisträger Dr. Cornelio Sommaruga für die erfahrene Ehrung.
Sie haben, lieber Herr Sommaruga, den Preis —wir wissen das — in hohem Masse verdient: als massgeblicher Exponent der Welt des Humanitären und als «citoyen» im weiten Sinne des Wortes. Wir alle in diesem Saal freuen uns über die Ihnen zuteil gewordene Auszeichnung, und nun im Namen aller sage ich noch einmal: Herzliche Gratulation!


«... une raison de plus pour s'engager dans la sécurité humaine»

Cornelio Sommaruga

Ricevere oggi qui a Lugano, nell' Aula dell' Università della Svizzera Italiana, il prestigioso Premio Dr. Jacques Edwin Brandenberger, e per di più dalle Sue mani, Signor Consigliere agli Stati è per me un onore ed un piacere particolare.
Un onore per la bella motivazione e la magnifica laudatio dell'Amico Prof. Daniel Thürer che ab-biamo sentito, la quale richiama con generosità la mia missione al Comitato internazionale della Croce Rossa. Quello che mi chiedo è di saper se merito tanto onore, quando si e sempre trattato di « team work» — con — è vero — un primus inter pares in vedetta. «Ai posteri l'ardua sentenza», lo dico anch' io con il poeta.
Un piacere in quanto è stata scelta per la nostra cerimonia questa «mia» Città, dove il mio omo-nimo nonno fu 90 anni fa Municipale e questa giovane — ma già affermata — Università in cui tenni la prolusione del dies academicus inaugurale sul sema della responsabilità dello studente universitario.
Piacere anche per un'altra ragione. Il Dr. Brandenberger, Svizzero all' estero, fu un pioniere industriale in Francia. La Fondazione che attribuisce questo premio fu istituita dalla figlia per onorare lo spirito aperto ed intraprendente del padre. Nei locali attigui dell' Università. che furono quelli dell' Ospedale civico luganese, un altro Svizzero all' estero, questa volta Ticinese, pio-niere dell' industria degli zuccheri di barbabietola in Italia. creô con un dono al Comune un padiglione dell' Ospedale che i Luganesi della mia generazione hanno conosciuto quale Padiglione Emilio Maraini. Era mio prozio, consorte della luganese Carolina Sommaruga, mia prozia e madrina, la quale, alla fine degli anni quaranta del secolo scorso donò alla Confederazione la sua Villa Maraini di Roma. Creandovi l'Istituto Svizzero che ha ospitato negli ultimi cinquant'anni diverse centinaia di universitari ed artisti svizzeri e che ha dato un notevole contributo aile relazioni culturali tra la Svizzera e l'Italia.
Un piacere particolare poi, è quello di ricevere il premio da Lei, Landamanno Carlo Schmid, che mi accolse come ospite d'onore ad un' indimenticabile Landsgemeinde ad Appenzello.

Mesdames et Messieurs les membres des organes de la Fondation Dr. Jacques Edwin Brandenberger, Mesdames et Messieurs les représentants des autorités fédérales, cantonales et communales, Mesdames et Messieurs, Chers parents et notamment mes enfants, Chers Amis. Mes presque 13 ans de présidence du CICR, ou j'ai été témoin en maintes circonstances de la manie destructrice des hommes et de la négation de la dignité humaine, m'a poussé à faire beaucoup plus pour la prévention des conflits. C'est pourquoi je plaide, comme le fait mon ami Kofi Annan, le Secrétaire général de l'ONU, pour que cesse la rhétorique de la prévention et pour qu'on engage plus de moyens humains, diplomatiques et financiers pour une stratégie de prévention qui s'adresse aux causes profondes des conflits et non simplement aux symptomes.
C'est pourquoi je me suis engagé en institutions — que je préside en partie — pour appuyer le développement durable, particulièrement sur des projets orientés vers les enfants, vers la lutte contre les mines terrestres — qui fut un de mes principaux soucis aussi au CICR — vers le renforcement des structures démocratiques et vers la réconciliation personnelle par le pardon. C'est en effet par la préparation des générations de demain à la bonne gouvernance, c'est en donnant à tous les individus de cette planète la conviction que leur dignité sera respectée en dépit des différences de race, de sexe, de religion, d'idéologie politique et de classe sociale, c'est par la justice et le pardon que la paix durable peut et doit être construite.
Pour ce faire il faut s'engager pour la sécurité humaine, qui met l'individu au centre de toute politique de sécurité, en priorité sur la sécurité territoriale et militaire, et qui demande la solution des problèmes à long terme de ce monde. Je pense à la pauvreté absolue (qui comporte faim et soif pour un tiers de l'humanité), à la détérioration constante de l'environnement, aux pandémies infectieuses et aux transferts d'armes, entre autres. Pour ce faire, il est essentiel de globaliser la responsabilité: les états, comme la société civile, le monde politique et celui des affaires, les milieux académiques et les religions et confessions et tous les citoyens, surtout dans les sociétés ouvertes, comme la notre, doivent se sentir responsables: «chacun est responsable de tout devant tous»! C'est la maxime de Dostoievski gravée sur le mur d'entrée du Musée international de la Croix-Rouge et Croissant Rouge à Geneve. Que chacun en fasse sa propre devise!
Il est en effet essentiel de bouger ensemble, la communauté des états avec la société civile. Ceci me fait souligner l'importance de la coopération multilatérale à l'ONU et dans les agences spécialisées à vocation universelle. Aucun pays, même pas la superpuissance peut penser à résoudre les grands problèmes sur le plan planétaire. Du reste la crise irakienne a démontré que le Conseil de sécurité était un passage obligé pour toute puissance ayant l'intention d'utiliser la force. On a beaucoup parlé d'échec de l'ONU dans ces circonstances. Pour ma part je dirai que cela a été le contraire: jamais dans son histoire de presque 60 ans, des débats si approfondis et à très haut niveau ont eu lieu au Conseil de sécurité sur la Charte et ses dispositions relatives à l'utilisation de la force. C'est plutôt autre chose qu'il faut constater: les pays qui se sont discrédités, sont ceux qui, ne pouvant faire adopter leur proposition de résolution, l'ont retirée et se sont lancés en une guerre illégale et illégitime, dont les motivations avouées se sont démontrées fallacieuses et dont les conséquences n'avaient pas été sérieusement approfondies. Ce que nous avons dû apprendre ces derniers mois est très douloureux pour les Irakiens et pour tous ceux qui ont voulu contribuer, d'une manière ou d'une autre, à améliorer la situation sur le terrain. L'Organisation des Nations Unies aura, dans ce cas comme ailleurs, à donner sa contribution substantielle à la réconstruction d'un système de gouvernement viable et à l'amélioration du sort de la population locale.
C'est aussi dans ce cas ou le rôle des Organisations non gouvernementales en coopération avec l'ONU revêt son importance. Il faut admirer l'élan de tant d'institutions prêtes à donner des contributions spécifiques, mais il faut aussi souligner la nécessité de coordination — si possible par l'autorité locale — de tous ces efforts, et également chez les ONG la requête de transparence, indispensable pour la confiance des donateurs.
E puisque la globalisation de la responsabilité m'a amené a parler de l'Irak, permettez moi de rappeler que cette crise a offusqué plusieurs autres théâtres de conflits que les médias ont eu tendance à oublier. Là aussi des personnes meurent quotidiennement et les populations sont privées du minimum nécessaire à la survie et se voient nier le respect de leur dignité humaine.
Et puis, laissez moi l'affirmer haut et fort: toute guerre est un échec, un échec pour toute la communauté internationale, car jamais ce qui se passe à l'intérieur d'un pays n'est isolé de facteurs extérieurs, qui sont toujours là pour influencer les luttes de pouvoir et pour donner les moyens à l'une ou l'autre partie. La négligence par rapport aux grands défis de l'humanité est aussi un facteur qui alimente la violence, les conflits armés et le terrorisme. Trop de gens dans le monde tombent dans le désespoir, qui est source de violence. C'est donc une raison de plus pour s'engager dans la sécurité humaine.

Die Präsidentschaft des IKRK war, meine Damen und Herren. in der Tat eine grosse Herausforderung. Meine Antwort basierte auf meiner persönlichen Devise: «Constance, Rigueur et Humilit6». Aber der weitere unabdingbare Grundsatz hiess Neutralität — absolute Neutralität — und Unparteilichkeit — treu nach dem Motto der Solferino-Helferinnen: «Tutti fratelli». Und natürlich Unabhängigkeit; ein Grundsatz, welcher ständig allen Partnerregierungen und internationalen Organisationen in Erinnerung gerufen werden musste, auch dem Schweizerischen Bundesrat, wenn man über Finanzen diskutiert hat. Lassen Sie mich gerade heute erneut der Bundesversammlung, dem Bundesrat, den Kantonen, den Gemeinden und dem Schweizer Volk meine tief empfundene Dankbarkeit aussprechen: Die Unterstützung der Schweiz war substanziell und beispielhaft. Ausschlaggebend war, im richtigen Moment die traditionelle IKRK Diskretion aufzugeben mit dem Ziel, den Opfern zu helfen.
Ja, so oft habe ich gesagt: «Die Opfer können nicht länger warten». Effizienter Schutz und erfolgreiche Hilfe erforderten nicht nur gute logistische Vorkehrungen und qualifiziertes Personal, sondern auch eine solide rechtliche Basis.
 
Die Achtung des Humanitären Völkerrechts musste den Vertragsparteien der Genfer Konventionen mit allen Mitteln immer wieder in Erinnerung gerufen werden; und immer neu musste die Vermittlung der Kenntnisse darüber auch in allen Bevölkerungskreisen durchgesetzt werden. Auch die Zweifel an der Angemessenheit der Genfer Konventionen und der Zusatzprotokolle in der heutigen Fassung mussten mit Entschiedenheit zurückgewiesen werden. Die Konventionen sind auch heute, in einer Zeit, die primär von innerstaatlichen Konflikten, von Gewalt und Terror geprägt ist, perfekt anwendbar. Es ist unangemessen, ja nahezu kriminell, daran Zweifel zu hegen, insbesondere von Seiten derjenigen Mächte, die massgeblich an der Ausarbeitung der Texte im Jahre 1949 mitgewirkt haben. Mit ganzem Nachdruck muss immer wieder an den politischen Willen der 190 Signatarstaaten appelliert werden. Die Schweiz hat in dieser Beziehung als Depositarregierung der Genfer Konventionen und Zusatzprotokolle eine ganz besondere Verantwortung, den Art.1 der Konventionen immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, in dem es klar heisst, dass die Signatarstaaten nicht nur verpflichtet sind, die Bestimmungen der Verträge anzuwenden, sondern auch dafür zu sorgen haben, dass sie von allen Vertragsparteien geachtet werden.
Lassen Sie mich zuletzt noch an die Gefahren erinnern, denen Mitarbeiter des IKRK, obwohl völkerrechtlich mit dem Symbol des roten Kreuzes geschützt, latent gegenüberstehen. Es ist mir ein Bedürfnis, gemeinsam mit Ihnen aller Opfer von humanitären Institutionen, die allesamt unseren Dank und unsere Bewunderung für ihr Wirken verdienen, zu gedenken. Ja, ich bin in dieser Stunde in Gedanken bei Kollegen, Delegierten und lokalen Mitarbeitern, die während meiner Präsidentschaft ihr Leben für eine gerechte Sache und ihre Überzeugungen verloren haben. Ein besonderes Wort der Solidarität möchte ich den Krankenschwestern gegenüber aussprechen, von denen viele während meiner Präsidentschaft getötet oder schwer verletzt wurden. Man achtet zu wenig die grossartigen Leistungen — in der Stille erbracht—der Krankenpfleger, insbesondere junger Frauen.
Deswegen habe ich dem IKRK ein Gemälde von einem Künstler meiner Familie, Ugo Bernasconi, «La Crocerossina» genannt, geschenkt, welches ich auf «Hommage à l'infirmière inconnue» umgetauft habe.
Auch denke ich an meinen Nachfolger und meine früheren Kollegen, die aus zwingenden Sicherheitsgründen die schmerzliche Entscheidung zu treffen hatten, temporär die Delegationen in Bagdad und Basra zu schliessen. Es gibt nichts Schmerzlicheres für das IKRK, als Opfer ohne Schutz und Hilfe zu verlassen!

Signor  Presidente,  rinnovo  a  lei  ed  agli  organi competenti della Fondazione Dr. Brandenberger la mia gratitudine per il Premio che mi e stato attribuito e ringrazio anche per avermi permesso di svolgere davanti ad autorità ed amici qualche riflessione che mi stava a cuore ed anche dato l’occasione di dire a mia moglie ed ai miei sei figli – di cui cinque qui presenti – un caldo ringraziamento per l’appoggio che hanno sempre saputo darmi nello svolgimento della mia missione umanitaria al CICR!